Das halbrunde Jubiläum wird nun jedenfalls in Erbach gefeiert. Dazu gestaltet Pfarrer Christopher Kloß einen Abendgottesdienst, der am Samstag, 12. Juli, um 18 Uhr beginnt. Anschließend findet ein kleiner Empfang statt, bei dem auch Bilder aus der Geschichte der Kirche gezeigt werden sollen.
Der erwähnte Vorgängerbau stammte aus dem Jahr 1370 und war natürlich in dieser Zeit und auch noch lange danach eine katholische Kirche. Ihre Abmessungen entsprachen in etwa dem heutigen Altarraum. Bis 1497 gehörte die Gemeinde zu Michelstadt, wurde dann aber selbstständig. Ein Vierteljahrhundert später, 1747, wurde die alte Kirche abgerissen, und nach nur drei Jahren Bauzeit 1750 war der Neubau vollendet. "Der Hesse denkt nicht nur praktisch, er ist auch schnell", merkt Pfarrer Bert Rothermel hierzu an.
Lange Zeit gab es Regeln, die heute antiquiert anmuten: Die Frauen saßen beim Gottesdienst unten in der Kirche, die Männer auf der Empore. Für die gräfliche Familie gab es den Grafenstuhl auf Höhe der Kanzel und mit dem geraden Blick auf den predigenden Pfarrer. Über dem Grafenstuhl befand sich noch der sogenannte Beamtenstuhl.
Im Laufe der Jahrzehnte, ja Jahrhunderte, hat sich nicht nur die Sitzordnung geändert: Die markanten, den Kirchenraum prägenden Buntglasfenster kamen Ende des 19. Jahrhunderts hinzu, davor war normales Fensterglas eingebaut. Aus dem Jahr 1899 stammt die Sauer-Orgel, die bis heute erklingt. Ihr Gehäuse indessen ist deutlich älter, es stammt bereits von 1724 - also noch aus der Vorgängerkirche. 1911 bekam das Gotteshaus elektrisches Licht.
Und bald schon stehen wieder Arbeiten an: eine gründliche Innenrenovierung der Stadtkirche. Sie soll im Januar kommenden Jahres beginnen. Die Stufe zum Altar, die für manche Menschen auch eine Art Barriere darstellt, wird dabei verschwinden, ebenso einige Bänke. Heizung, Licht und Akustik werden erneuert, und der Innenraum bekommt einen frischen Anstrich. Auch ein Kirchencafé-Bereich soll entstehen, und der seitherige Grafenstuhl wird zu einem kleineren Andachtsraum innerhalb des Gotteshauses. "Bei dieser Gelegenheit wird dann auch die Orgel ausgebaut und überarbeitet", erklärt Regina Stellwag. Sie veranschlagt rund ein Jahr für die Arbeiten. "Während dieser Zeit sind wir das Wandernde Gottesvolk, das ja auch schon in der Bibel beschrieben wird", sagt Pfarrer Rothermel. Will heißen: Gottesdienste finden dann beispielsweise in der Kirche in Bullau, in Dorfgemeinschaftshäusern und in der warmen Jahreszeit unter freiem Himmel an der Not-Gottes-Kapelle im Brudergrund statt. Und auch die katholische Kirchengemeinde werde ihre Kirche St. Sophia den Glaubensgeschwistern öffnen, freut sich der Pfarrer.
Bernhard Bergmann
24.6.2025
Startseite · Evangelisches Dekanat Odenwald · Impressum · Datenschutz