Kirchbrombach. Mit 70 Jahren ist jetzt Schluss: Ruhestand in Haupt- und Ehrenamt. So hat es der Kirchbrombacher Klaus-Dieter Meyer beschlossen, zumal drei Enkelkinder sich freuen, wenn der Großvater mehr Zeit als bislang für sie aufbringen kann.
Hauptamt, das ist ein Ingenieurbüro für Elektrotechnik, mit eigener Werkstatt, in der Prototypen und fertige Geräte gebaut wurden; das konnten industrielle Steuerungen sein, spezielle Uhren oder auch Kameras. Das Büro gibt es noch, aber Meyer hat schon viel reduziert und lässt es jetzt auslaufen.
Das Ehrenamt wiederum wird ganz anschaulich, wenn Klaus-Dieter Meyer etwa 150 verschiedene Ausgaben von 'Rund um den Kirchturm', des zweimonatlich erscheinenden Gemeindebriefs der Evangelischen Kirchengemeinde Kirchbrombach, vor sich auf dem Tisch ausbreitet. Seit 1999, also 25 Jahre lang, hat er in der Redaktion mitgearbeitet, den größten Teil dieser Zeit, nämlich seit 2005, in der Rolle des Chefredakteurs: Bei ihm sammelten sich die Beiträge, er hat die Reihenfolge festgelegt und auch den Kontakt zur Agentur und damit zur Herstellung gehalten. Mit anderen Worten: von der Themenfindung bis zum fertigen Heft alles im Blick gehabt. Lediglich für die Verteilung waren dann andere zuständig.
Trotz Internet und Social Media - Gemeindebriefe aus Papier, zum Blättern und Nachschlagen, werden gerne gelesen. Markant ist 'Rund um den Kirchturm' auch durch seine quadratische Form (in diesem Zusammenhang wird auch gerne der Werbeslogan eines süddeutschen Schokoladenherstellers zitiert), die es in dieser Gattung nicht oft gibt. Für seine Qualität in jeder Hinsicht wurde der Gemeindebrief mehrfach von der Landeskirche ausgezeichnet. Jedes Heft hat ein eigenes Thema, manchmal gab es für die sechs Ausgaben eines Jahres noch ein Oberthema, etwa Farben, Sinne, Jahreszeiten oder Schöpfung. Wenn Texte und Fotos für eine Ausgabe vorlagen, galt es "den Wust zu ordnen", wie Meyer erzählt. Er selbst schrieb neben manchen anderen Texten zumeist das Editorial, also so etwas wie ein Vorwort zum jeweiligen Heft, direkt an die Leserinnen und Leser gerichtet. Für die Weihnachtsausgabe, auch das ist ein Markenzeichen der Kirchbrombacher, gibt es immer eine Beigabe. Die muss jedem einzelnen der 1400 Hefte individuell beigefügt werden, da legt dann die ganze Redaktion einen Abend lang Hand an: Mal war das in der Vergangenheit ein Taschenkalender mit der Jahreslosung, mal ein Aufkleber oder eine kleine Bastelei, ein Weihnachtsstern zum Falten. Auch einen Tee-Aufgussbeutel gab es einmal, um ein wärmendes aromatisches Getränk zur Lektüre genießen zu können.
Es war schon einiges, was Klaus-Dieter Meyer da gemacht hat. Büro und Werkstatt im eigenen Haus - "so kann man Arbeit und Freizeit schwer trennen", sagt er. Klar, wenn andere etwa im dichten Berufsverkehr oder gar bei Glatteis auf der Straße verzweifeln, muss er nur die Treppe in den Keller zurücklegen. Aber die Bürotür, die andere zum Feierabend konsequent schließen, ist eben auch nur paar Schritte entfernt. Hatte er abends die letzten Schalter und Kabel aus der Hand gelegt, brach er nicht selten zur Redaktionssitzung auf oder setzte sich an den Computer, um Texte zu schreiben oder zu bearbeiten. "Wenn man es gerne macht, klappt das", sagt der stets ruhig und besonnen wirkende Mann, der auch gerne fröhlich lacht. "Es war eine schöne Aufgabe." Die Zusammenarbeit in der Redaktion, das gemeinsame Nachdenken kreativer Köpfe hat er genossen.
Ursprünglich stammt Meyer aus Reinheim, wo er als Kind und Jugendlicher schon bei den christlichen Pfadfindern aktiv war. 1984 kam er durch seine Heirat nach Brombachtal - Ehefrau Birgit ist Kirchbrombacherin. In der Kirchengemeinde war die Familie aktiv, so etwa bei den CVJM-Camps oder beim Flötenkreis, er selbst auch beim Männertreff. "Irgendwann kam die Frage, ob ich mir vorstellen könnte, im Kirchenvorstand oder in der Redaktion des Gemeindebriefs mitzuarbeiten", erinnert sich Meyer. Er habe schon immer gerne mit Sprache und Texten gearbeitet, auch im Hauptberuf, wo er es indes vor allem mit Fachsprache zu tun hatte. Also fiel die Entscheidung für die Redaktion.
Christina, die ältere der beiden Töchter, hat ebenfalls lange Zeit bei 'Rund um den Kirchturm' mitgearbeitet. Ihr erster Beitrag war ein Gedicht, welches sie als Zwölfjährige geschrieben hatte; mittlerweile ist sie Pfarrerin in Breuberg. Tochter Vera lebt mit ihrer Familie in Frankfurt, aber regelmäßig kommen alle im Elternhaus in Kirchbrombach zusammen.
Bis 70 habe er die Gemeindebriefarbeit machen wollen, sagt Klaus-Dieter Meyer. Nun aber möchte er auch aus gesundheitlichen Gründen etwas abgeben. Außerdem: "Man will ja auch nicht immer dasselbe schreiben"; er habe schon das Gefühl, dass die Themen für ihn abgearbeitet seien. "Neue Leute bringen auch neue Ideen." Und auch seine Arbeit geht ja andernorts und mit anderem Gesicht weiter: Da Klaus-Dieter Meyer auch gerne mit Holz werkelt, hat er neben einem schönen Vogelhaus für die eigene Terrasse in jüngerer Zeit für seine Enkelkinder eine kleine, sehr feine Spielküche gebaut. Wenn alle beisammen sind, dann können sich Eltern und Großeltern jetzt also auch mal lecker bekochen lassen.
Bernhard Bergmann
12.4.2025
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