Evangelisches Dekanat Odenwald

Michelstadt: Annelore Berg geht

"Die Zeit der letzten Male"

Michelstadt. Nach genau 27 Jahren Dienst als Sekretärin der Evangelischen Stadtkirchengemeinde Michelstadt wird Annelore Berg zum Jahresende in den Ruhestand gehen. Nach ersten beruflichen Stationen in Stuttgart war die gebürtige Dorf-Erbacherin aus familiären Gründen in den Odenwald zurückgekehrt und hatte zum Jahresanfang 1998 die Stelle im Gemeindebüro übernommen. "Ich habe die Arbeit hier von Anfang an gerne gemacht", erzählt sie. Auch wenn sie damals aus der Kirchengemeinde niemanden direkt kannte, sei der Einstieg gut gelungen - "ich wurde herzlich willkommen geheißen und konnte mich gut einfinden".
Auf ihrem Schreibtisch standen in jenen Tagen eine große Schreibmaschine und eine überdimensionierte Rechenmaschine, die fast die halbe Arbeitsfläche beanspruchte. Außerdem gab es ein umfassendes Register mit Karteikarten. Die Umstellung auf Elektronische Datenverarbeitung gehörte zu ihren ersten Aufgaben, und nach kurzer Zeit hatte sie mehr Platz auf ihrem Schreibtisch.
Was sich schon gleich zu Anfang abzeichnete und über die Jahre so geblieben ist: "die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Team der Kirchengemeinde" - dem Kirchenvorstand, den anderen Hauptamtlichen und den vielen Ehrenamtlichen.

Annelore Bergs Aufgabenfeld war vielfältig: das Führen der Kirchenbücher, Rechnungswesen, Grundstücksverwaltung, Schriftwechsel, und noch manches andere mehr gehörten dazu. Sie war aber im Gemeindebüro neben der Stadtkirche auch Ansprechpartnerin, wenn zum Beispiel die Kirche geschlossen war und Gäste aus Nah und Fern gerne das Gotteshaus sehen wollten. Die Kontakte zur Stadt, zum Beispiel zum Kulturamt, waren ebenso Teil ihrer Arbeit wie Anmeldungen für Trauungen und Taufen. "Oft ist man auf dieser Stelle der erste Kontakt vonseiten der Kirchengemeinde für Menschen, die ein Anliegen haben." Es sei "eine gute Mischung zwischen Routine und Neuem" gewesen, eine abwechslungsreiche Arbeit. Und es sei fast kein Tag vergangen ohne neue Kontakte. Wie zur Bestätigung ihrer Worte klingelt während des Gesprächs für diesen Artikel immer wieder das Telefon, und eine junge Frau kommt vorbei, weil sie eine Frage zum Patenschein für ihr Kind hat. Wobei gerade das im Lauf der Jahre weniger geworden ist. Vieles geschieht heute per Mail oder am Telefon, während früher die Menschen meist persönlich vorbeigekommen sind. "Ich finde eine Ansprechpartnerin oder einen Ansprechpartner vor Ort wichtig", betont die scheidende Sekretärin, gerade auch mit Blick auf die geplanten Veränderungen in der kirchlichen Landschaft und die Zentralisierung von Gemeindebüros. Ansonsten bestehe schon eine gewisse Gefahr der Anonymisierung. Ihr Anspruch jedenfalls: "Ich will vor Ort eine kompetente und freundliche Ansprechpartnerin sein": die Menschen sollen gerne vorbeikommen und anrufen. Wer mit Annelore Berg zu tun hatte, weiß, dass sie diesem Anspruch gerecht geworden ist.

Zu ihren Tätigkeiten gehörte auch die Mitarbeit in der Redaktion des Gemeindebriefs sowie bei einem schön gemachten, eingehenden Führer durch die Stadtkirche im Herzen Michelstadts. Ehrenamtlich engagierte sie sich zum Beispiel in der Arbeit mit Geflüchteten und erteilte ihnen unter anderem Sprachunterricht.

"Es ist nun die Zeit der letzten Male", erzählt die 67-Jährige beim Gespräch im Oktober; daran denke sie nun oft: die letzten Buchungen und Abrechnungen, die letzten Protokolle, der letzte Gemeindebrief. Irgendwann dann das letzte Mal den Computer runterfahren, das Licht ausmachen und absperren.
Auf mehr freie Zeit in Zukunft freut sie sich: fürs Lesen, für ihr Theaterabo, für die eine oder andere Reise, "durch England und Schottland zum Beispiel"; aber auch, um die zum Teil weit zurückreichenden Freundschaften zu pflegen und öfter bei den beiden erwachsenen Töchtern zu sein, die weit entfernt vom Odenwald leben. Nicht zuletzt möchte sie gerne den einen oder anderen Sprachkurs belegen.

Offiziell und feierlich verabschiedet wird Annelore Berg im Rahmen eines Gottesdienstes, der am Sonntag, 12. Januar, um 10 Uhr in der Stadtkirche beginnt.

 

Bernhard Bergmann
23.11.2024


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