Rothenberg. "Wenn Chöre sich treffen" - ja, was dann? Grammatikalisch gesehen ist dieser Titel des Chorkonzertes in Rothenberg ein Nebensatz und damit unvollständig. Vielleicht aber hatte das Leitungs-Trio Heike Setzer, Jürgen Sauer und Klaus Thieme genau das beabsichtigt und die Vervollständigung einfach dem Publikum überlassen. "...dann tun sie das zur Freude der Zuhörer", ergänzte auf Nachfrage beispielsweise Konzertbesucher Thomas Mergenthaler aus Beerfelden. Oder Gerd Lorenz, ebenfalls aus der Stadt am Berge: "...dann erheben sich die Stimmen zur Ehre Gottes und begeistern die gesamte Gemeinde".
"...dann ist die evangelische Kirche in Rothenberg bis auf den letzten Platz besetzt", stimmte ebenfalls. Und immerhin war es schon die zweite Aufführung des Programms, die erste hatte eine Woche zuvor in Neckarsteinach stattgefunden. Der Evangelische Kirchenchor Rothenberg (Leitung: Heike Setzer), der Evangelische Posaunenchor Rothenberg (Leitung: Jürgen Sauer) und der Evangelische Bläserchor Neckarsteinach (Leitung: Klaus Thieme) hatten gemeinsam ein klangvolles Programm zusammengestellt. Harmonie war hierbei nicht nur ein musikalischer Fachbegriff, sondern auch das Stichwort für das Miteinander der drei Ensembles. Am Klavier begleitete der Rothenberger Kirchenmusiker Alexander Link das Konzert.
Die Stücke waren denkbar vielseitig ausgewählt - quer durch die Epochen, quer durch Länder und Kulturen: vom Barockkomponisten Heinrich Schütz über den Österreicher Anton Bruckner und den Tschechen Friedrich Smetana, die beide vor 200 Jahren geboren wurden, bis hin zum afrikanischen 'Ukuthula', was in der Zulu-Sprache 'Frieden' bedeutet; hier waren die Konzertgäste auch zum Mitsingen eingeladen. Mit dem Frieden war ein zentrales Thema angesprochen, das bei einem Konzert geistlicher Chöre in einer Kirche seinen vorgegebenen Platz hat. Diesen roten Faden nahm der Hirschhorner Pfarrer Alexander Muth, der auch im Kirchenchor mitsang, auf, als er Erläuterungen zum gesungenen Glaubensbekenntnis gab. Und in das Bekenntnis der Menschen stimmt die gesamte Schöpfung mit ein, denn auch "die Himmel erzählen die Ehre Gottes" (Heinrich Schützens Chorwerk zu Psalm 19) - alles verweist auf den Einen, in Worten und in Klängen.
Auch die Tuba, die als Instrument des Jahres 2024 im musikalischen Kalender steht, kam zu Ehren, mit einem Stück, in dem Solist Eberhard Petri die tiefen Töne anstimmte. Dirigent Klaus Thieme vom Bläserchor Neckarsteinach erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass eine Tuba acht Kilo wiegt - "und wer sie spielt, kann sich das Geld für die Mucki-Bude sparen".
Der Neckarsteinacher Pfarrer und Stellvertretende Dekan Norbert Feick war ebenfalls mitgekommen, auch um einige Musikerinnen und Musiker zu ehren, sie erhielten Urkunden, Ehrenzeichen, Blumen und Präsente.
Das Ehepaar Monika und Dieter Setzer sowie Beate Koch, die krankheitsbedingt nicht dabei sein konnte, singen seit 20 Jahren im Chor, seit 25 Jahren tun dies Daniela Bartmann und Roswitha Ludebühl (nicht anwesend). Seit 60 Jahren schon ist Emilie Beisel aktiv dabei, fast genauso lange Erna Wieder, 40 Jahre lang hatte sie zudem im Vorstand mitgearbeitet. Sie konnte krankheitsbedingt nicht dabei sein, die Ehrung für sie nahm ihr Ehemann entgegen.
Für den Posaunenchor standen ebenfalls Ehrungen an. Dazu war Martin Weiser, der Bezirksvorsitzende des Posaunenwerks, nach Rothenberg gekommen: Jonas Brand wurde offiziell von den Jungbläsern in den Posaunenchor übernommen und hat die Silberne Nadel des Posaunenwerks erhalten. Hartmut Braun bekam für mehr als 40 Jahre Bläserdienst eine Urkunde überreicht, Heike Setzer wurde für über 40 Jahre im Posaunenchor zum Ehrenmitglied ernannt.
'Can you feel the love tonight' - der Elton-John-Hit aus dem Film 'Der König der Löwen' stand am Ende. Und das wäre zugleich eine weitere Antwort: Wenn Chöre sich treffen - dann wird auch das manchmal spürbar.
Bernhard Bergmann
17.11.2024
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