Evangelisches Dekanat Odenwald

Vorweihnachtliches Gespräch mit Dekan Carsten Stein

"Als Kirche zeitgemäße Formen finden"

Bad König. "Weihnachten kann mit seiner Botschaft vom menschgewordenen Gott das heillose Chaos durchbrechen", sagt Dekan Carsten Stein in einem Pressegespräch im Hinblick auf das bevorstehende Fest. Und die Weihnachtsbotschaft gelte für alle, ganz im Sinne der Jahreslosung für 2023: 'Du bist ein Gott, der mich sieht.' Alle Sorgen, aller Kummer jedes einzelnen ist wahrgenommen und aufgehoben. Was der Dekan mit dem Chaos dieser Zeit meint, benannte er mit den Stichworten Corona und Krieg; Menschen suchten Trost und Heil, Seelsorge und Zuwendung. "Viele haben sich auch ans Zuhausebleiben gewöhnt" und hegten doch gleichzeitig den Wunsch nach Normalität.
Zur Sprache kam in dem Gespräch auch das aktuelle Thema der Zukunft der Evangelischen Grundschule Weiten-Gesäß, deren Trägerschaft durch die EKHN aus Spargründen womöglich im Jahr 2026 endet. Dekan Stein würde die Kirche gerne auch weiterhin als Trägerin der Bildungseinrichtung sehen. Viele Eltern legten Wert auf das Wort 'evangelisch' im Namen der Schule; das sei so etwas wie der Mehrwert. Sich selbst sieht er in diesem Zusammenhang als "Moderator beziehungsweise Brücke" - ein Runder Tisch ist bereits ins Leben gerufen; daran sitzen neben Stein beispielsweise Lehrkräfte, Elternvertreter, Schulverein sowie Vertreter des Kreises, der Stadt Michelstadt und der Kirchengemeinde, um nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten für die Grundschule zu suchen.

In den Überlegungen der Landeskirche, sich aus der Schulträgerschaft zurückzuziehen, spiegelt sich nach Steins Worten auch ein Teil der derzeit innerkirchlich spürbaren Problematik wider: Sparzwänge auf der einen Seite, gleichzeitig fehlendes Personal vor allem im Pfarrdienst auf der anderen. Und diese Themen werden in den kommenden Jahren nicht nur bleiben, sondern sich sogar verschärfen. "Wie kriegen wir Pfarrer?" Das ist aus Steins Sicht eine gleichermaßen wichtige wie schwer zu beantwortende Frage. Auf jeden Fall gelte es den Odenwald so attraktiv zu zeigen, wie er nach Meinung des Dekans ist.
Eine Chance, das kirchliche Leben auch in einem schwieriger werdenden Umfeld zu erhalten, sieht er im nachbarschaftlichen Miteinander der Gemeinden. "Es muss zum Beispiel nicht mehr jeder überall alles machen. Stattdessen gilt es gabenorientiert zu arbeiten."
Er selbst sei sehr gerne Gemeindepfarrer gewesen; "das vermisse ich schon auch: Veranstaltungen planen, Musik, Arbeit in der Kita". Aber in seinem jetzigen Amt schaffe er eben für andere entsprechende Voraussetzungen für eine gedeihliche Arbeit.

Mit dem im Sommer bezogenen Dekanatssitz im Neuen Schloss in Bad König ist der Dekan rundum zufrieden, "das erfüllt unseren Bedarf absolut". Eine Notwendigkeit, Räume - wie zunächst geplant - im Kloster Höchst zu beziehen, sieht Stein nicht; im Gegenteil: "Wir müssen uns nicht hinter Klostermauern im Norden des Dekanats verstecken." Er finde es gut, nochmal den Fortbestand des Tagungshauses in Höchst zu prüfen. Aufgrund der Buchungsanfragen könnte nämlich das Kloster als Unterkunft voll belegt werden, hat er erfahren.

Wie das bevorstehende Weihnachtsfest mit seiner zeitlos bleibenden tröstlichen Botschaft in diesem Jahr konkret gefeiert werden wird, darauf sei er gespannt, bekannte Carsten Stein. "Durch Corona gab es einen Rieseneinbruch. Das Bedürfnis nach klassischen Weihnachten ist aber gewiss da." Auch alternative Formen des Feierns eines solchen Festes zu finden, sieht er immer wieder als Herausforderung: "Mit Online-Gottesdiensten haben wir viele Menschen erreicht, nach Klickzahlen deutlich mehr, als in eine Kirche passen." Kurze Andachten im Freien oder sogenannte 'Lebendige Adventskalender' sieht er als gute Möglichkeiten, um in so herausfordernden Zeiten wie den vergangenen knapp drei Jahren in Gemeinschaft feiern zu können. "Wir müssen als Kirche einfach zeitgemäße Formen finden."

 

Bernhard Bergmann
20.12.2022


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