Evangelisches Dekanat Odenwald

Adventliche Fackelwanderung um Würzberg

Mit Maria und Josef unterwegs

Würzberg. Dass die Römer damals am Limes nahe dem heutigen Würzberg auch etwas Odenwälderisch gelernt haben, ist nicht auszuschließen, aber auch nicht sonderlich wahrscheinlich. Bei der adventlichen Fackelwanderung, die wie auch im vergangenen Jahr mühelos den Bogen von Würzberg nach Bethlehem schlägt, ist das allerdings so; dies auch dank des beherzten Mitwirkens der ortsansässigen Theatergruppe 'Iwwerzwäisch'. Da sprechen nicht nur die römischen Soldaten zu Beginn der Wanderung Dialekt, sondern auch der Wirt, der in der übervollen Gaststätte schon Maria und Josef abgewiesen hat. Und nun kommen auch noch die ganzen Wandersleut', sodass der Wirt fassungslos ausruft: "Isch glaab, es hackt". Auch die Hauptpersonen Maria und Josef selbst erklären in Odenwälder Mundart ihre bekannte Situation - hochschwanger, auf Herbergssuche. Und auch wenn die Weihnachtsgeschichte hinlänglich bekannt ist und eine Übersetzung ins Hochdeutsche nicht nottäte, so liest Manuel Dingeldein doch anschließend den bekannten biblischen Bericht aus dem Lukasevangelium noch einmal im vertrauten Wortlaut - und alle wissen genau, wo sie auf dem Weg nach Bethlehem gerade sind. Vielleicht ist es ja auch eben dieses Vertraute, was in den Menschen ein Stück Weihnachten werden lässt.

"Wer Gott begegnen will, muss sich auf den Weg machen", sagt Pfarrerin Dr. Anneke Peereboom eingangs. "Man begegnet ihm selten in den Komfortzone", so die Geistliche, die damit zugleich andeutet, dass eben auch Gott im Kind Jesus nicht in einem Palast bei Reichen zur Welt kam, sondern in einem einfachen Stall. Und die verachteten, armen Hirten waren die ersten, die davon erfuhren. Das mit der Komfortzone leuchtet an diesem Abend bei eisigem Wind besonders ein. Und nicht nur der warme Ofen macht Konkurrenz, sondern auch das Endspiel der Fußball-WM. Etliche sind dennoch gekommen, um sich auf den Weg zu machen, viele Kinder sind ebenfalls mit dabei.
Auch wenn es in Palästina damals nicht so kalt war, beschwerlich war der Weg für Maria und Josef allemal. Wenigstens einen Esel haben sie, und gleich zwei dieser Lasttiere mit ihrer langen, in die Bibel zurückreichenden Kulturgeschichte warten auch an diesem Abend an einer der Stationen, an der der vorweihnachtliche Zug haltmacht. Etwas später ruft ein Engel das wandernde Volk dazu auf, Gott den Weg zu bahnen, dem 'Friedefürst', wie einer der Titel des kommenden Gottessohnes lautet. "Und die Welt hat einen Friedefürst mal wieder bitter nötig", ruft der Engel. Bei den Hirten und Schafen auf dem Feld, nahe einem wärmenden Feuer, gibt es einen Schluck Punsch, und schließlich endet die Wanderung in der Kirche und dem benachbarten Gemeindehaus.

 

Bernhard Bergmann
19.12.2022


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